Kettenkarusell

Veröffentlicht auf von melodie

Ich bat meine Freundin um einen Themenvorschlag für meinen heutigen Eintrag hier. Die Antwort kam promt und unmissverständlich: "...schreib über unbefriedigte Menschen" . Als ich jedoch genauer darüber nachdachte, fand ich es plötzlich alles andere als verständlich.

An und für sich wieder eines dieser sinnlosen Themen, über die ich schreibe, aber so sinnlos die Dinge auch zu sein scheinen, beschäftigen sie mich doch; machen mich wütend, traurig oder bringen mich zum Lachen.

Heikle Geschichte, irgendwie. Und wenn ich schon mal dabei bin, irgendwie auch schwierig. Aber spannend allemal.

"Unbefriedigt" - ein Wort, das man, oder um bei der Wahrheit zu bleiben zugegebener maßen auch ich, verhältnismäßig oft benutzt.

Bevor ich jetzt weiter wild drauf los texte, werd ich erst mal -typisch deutsch- im Duden nachschlagen bzw googeln.

Synonym   Genugtuung
Oberbegriff   Gefühl
Unterbegriff   Triumph
 

Das muss für´s erste reichen. So, nun sitze ich hier und überlege, wann ich zuletzt jemanden unbefriedigt fand, und vorallem auch wieso, warum, weshalb.

Spontan fällt mir eine kleine Geschichte ein, die sich jedoch bereits vor einigen Monaten zugetragen hatte.

Damals brannte die Sonne vom Himmel, als ich in kurzen Shorts und Babydoll bekleidet, mit meinem Hund durch´s Wasser planschte. Als eine schwarze Hündin zu uns in´s Wasser gestürmt kam, waren ich und der Lieblingsball meines Hundes abgeschrieben und eine wilde Hetzjagd den Strand entlang begann. Ich sah den beiden lächelnd zu, wie sie so durch den Sand sprangen und tobten.

Ein Pärchen mittleren Alters outete sich als die Besitzer der neuen Spielkameradin, als die Dame durch schrilles Pfeifen und Schreien, versuchte, das Spiel zu unterbrechen. Die Hunde liesen sich nicht ablenken, jedoch nahm das Spiel bald ein jähes Ende und mein Kleiner hing der schwarzen Hundedame nur noch mit der Nase am Hinterteil, wodurch diese schnell genervt doch die Flucht zu Herrchen und Frauchen antrat (wieso hab ich Herrchen vor Frauchen geschrieben??? Fast wollte ichs nochmal überarbeiten, als mir einfällt - den Esel immer zuerst).

Mein Vierbeiner, vom Duft der genervten Hundedame betört, natürlich mit großen sandigen Sprüngen hinterher...

Als ich die Herrschaften einholte, empfing mich das "Herrchen" freundlich. Nur seine bikinitragende Begleitung schien nicht all zu Begeistert zu sein und giftete mich in einem unverschämten Ton an... ICH solle meinen frisch verliebten Hund an die Leine nehmen! Ihr Mann wollte sie noch besänftigen, während ich zwar fassungslos, aber gefasst und ruhig meinte, dass nicht mein Hund läufig sei, und somit nicht das im Grunde nicht vorhandene Problem darstellte. Theatralisch warf sie ihr strähniges Haar nach Hinten, machte kehrt und wackelte mit ihrem wuchtigen Cellulitis-Arsch davon, und brummelte laut hörbar, dass es nicht ihr Ding sei, dass ihre Hündin läufig sei. Hilflos rang der freundliche Herr nach Worten, sichtlich peinlich berührt von dem dramatischen Abgang seiner Frau. Weil er mir leid tat, holte ich meinen Süßen "bei Fuss" und machte mich wortlos  auf den Weg in die andere Richtung.

Da ich in keinster Weise verstehen konnte, weshalb mich die Frau, ohne wirklichen erdenkbaren Grund, einfach so angefahren hatte, kochte ich innerlich vor Wut. Ich hätte meinen Hund beiseite genommen, sie ihren, und alle hätten ohne große Worte ihres Weges gehen können, so, wie das auch sonst der Fall ist, wenn Situationen dieser Art auftreten. Während ich meinem vierbeinigen Freund vorschimpfte, fiel unteranderem Worte wie "unbefriedigt" und "frustriert".

 

frustriert
Synonym   resigniert
Oberbegriff   erschöpft

 

"Nur weil ich jung und schlank bin und nicht so Cellulites-zerfressen wie die, war sie genervt... Weil ihr Kerl mich nett begrüßte und mich interessiert musterte. Nur weil sie frustriert und verbittert ist, konnte sie nicht ertragen, dass mein Arsch perfekt in meine weißen Shorts verpackt war. Hat sie doch niemand gezwungen, ihr Problemzonen so zur Schau zu stellen!

So in der Art musste ich damals in etwa vor mich her geschimpft haben...

 

Unbefriedigt würde ich also schon mal  all jene  Frauen bezeichnen, die einem nicht in die Augen sehen können und  auf arrogant machen und ohne Grund barsch, unverschämt und patzig reagieren, nur weil man offensichtlich einen Vorteil ihnen gegenüber hat. Schlechtes bis nicht vorhandenes Selbstbewusstsein, mehr Schein als sein oder einfach auch sexuell unbefriedigt!

 

Auch all die Aufreisser-Typen, die ja bekanntlich fast täglich wechselnde Sex-Partner haben, sind für mich in einer gewissen Art und Weise doch unbefriedigt. Weil sie immer auf der Suche nach etwas Neuem sind und doch nicht das finden, was sie suchen - oder auch nicht suchen! Und weil sie es nicht ertragen können, wenn man sie abblitzen lässt. Weil sie es nicht verstehen können, dass eine "nein" zu ihnen sagt. "Befriedigt" sein empfinde ich als ein Gefühl, bei dem man absolut (oder zumindest fast) mit sich selbst im Reinen ist.

 

Liebe Kathrin, um endlich ein Ende zu finden - beim Thema "unbefriedigte Menschen" denke ich an:

 

*die Dame an der Supermarktkasse, die frustriert und monoton die Artikel über den Skanner zieht, kein "Hallo" und höchtens ein "Tschüss" über die Lippen bringt und die in Gedanken ganz wo anders zu sein scheint.

 

*den Typ in der Bahn mit den vor Fett fast tropfenden, nach hinten gegeelten Haaren, der einem unentwegt zuzwinckert, irgendwann den freigewordenen Platz neben einem einnimmt und mit einer Arroganz und Selbstüberzeugung Kaugummi-kauend nach der Handynummer fragt.

 

*die Dame auf dem Markt, die sich am Gemüsestand vordrängelt, eine Parfümwolke mit sich zieht, dass einem so  übel wird als wäre man acht Runden Kettenkarusell gefahren ...und bestimmt behauptet, vor einem selbst da gewesen zu sein.

 

*der Kollege, dem man erst einmal klar machen muss, dass man nicht das "kleine dumme Mädchen" ist, für das er einen zu halten scheint und immer, wenn der Chef in der Nähe ist, zu höchst Formen aufläuft, sonst aber eher auf Sparflamme brennt.

 

Wenn ich ehrlich bin, jetzt, wo ich mal "mitten in der Thematik" bin, würden mir noch viele weitere Beispiele einfallen, wie ich, für meinen Teil, unbefriedigte Menschen definiere. Aus Angst, dass das "unbefriedigt sein" beim zuviel daran denken vielleicht irgendwann abfärben könnte, beende ich dieses wirre Geschreibe nun rasch!

                                                       

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