Von Knöpfen, Tasten und Schlummer-Phasen

Veröffentlicht auf von melodie

Heute morgen, beim ersten Klingeln des Weckers, war es wieder soweit, dass ich sie hatte, die berühmte Qual der Wahl. Ich konnte wählen zwischen liegenbleiben; - aufstehn war auch dabei. Ich drückte schlaftrunken die "Schlummer-Phasen"-Taste und entschied mich damit für ein Stündchen mehr Schlaf, was gleichzeitig bedeutete, dass ich, bevor ich überhaupt richtig wach sein würde, bereits voller Stress in meinen Tag starten würde. Ein relaxter Morgen hätte der meine sein können, aber man muss schon Prioritäten setzen, in den wenigen Augenblicken, in denen man begreift, dass das angebliche, gerade frisch in den Traum eingebaute "Kingeln" tatsächlich Wirklichkeit ist. Meine müden Augen weigerten sich, sich zu öffnen und da meine Hände, obwohl noch müde und verschlafen, den Weg zur "Klingel in ner viertel Stunde nochmal"-Taste auch ohne mein Augenlicht fanden, gab ich ohne großen Widerstand sofort nach und kuschelte mich wieder, als wäre nie etwas gewesen, in mein vollgesabbertes Kissen..

 

                                                               

 

Auch beim nächsten Weckerläuten, als ich im Traum freudig zur Haustüre lief , bis ich wieder in die raue Realität zurückfand, ertastete mein faules ich den "erste-Hilfe-bei-Weckerklingeln"-Knopf ohne Schwierigkeiten.

Irgendwann war mein Kopf wohl so genervt vom ständigen wieder einsetzens der Ruhestörung, dass auch meine Augen sich entschieden, einen Blick in den grauen frühen Morgen zu riskieren - und geschockt und in Panik den Rest meines Körpers unsanft aus dem Bett schmissen.

Da tapste ich also ins Bad und fühlte mich so klein, so hilflos und ungerecht behandelt und fragte mein Spiegelbild leise, ob das tatsächlich sein Ernst sei. Wortlos starte mich dieses nur an; also trat ich in den Flur und blickte unsicher zur Haustüre. Nein, ich war nicht mehr im Traum, nein, es war morgens halb neun in Deutschland und ich - hatte verschlafen.

Trotzallem nahm ich mir noch die Zeit, unseren Fußboden anzustarren, bevor ich wieder, im Schatten meiner selbst, ins Badezimmer humpelte. Der Rest ging wie von selbst, meine Lebensgeister schienen langsam zum Leben zu erwachen. Wie von selbst bedeutet leider aber nicht auch gleich schnell. Die Zeit schien nur so dahin zu rinnen, ich aber fühlte mich doch immer noch etwas zu schwach, um den Kampf gegen sie, also die Zeit meine ich, aufnehmen zu können.

Das sonst so enorme Problem der Kleiderwahl stellte sich erstaunlicherweise nicht, weil mein verschlafenes Köpfchen noch keinerlei Lust dazu verspührte, sich um solcherlei Dinge Gedanken zu machen.

Dieses zuerst noch nicht vorhandene Problem, wurde erst in der Bahn zum Thema, als ich mich mindestens genauso grau fand, wie der Tag da draußen, der mir zwar einerseits noch ganz weit weg vorkam, aber doch in rasender Schnelle durch die schmutzigen Scheiben der S-Bahn an mir vorbeisauste.

Spätestens als ich die Treppe der Bahnstation ins Freie, langsamer als gewohnt, hinaufstöckelte und kühler Nieselregen, ganz weich und doch unangenehm, einen Schleier um mich legte, hatte er mich doch gefangen genommen - dieser neue Tag.

Noch während ich meine Kollegen begrüßte, drückte ich den Milchkaffee-Knopf der Kaffeemaschine, welchen meine Hände ebenfalls blind ertasten konnten. Anstatt "ich-rette-dir-diesen-Morgen"-Milch kam ein unangenehmes Zischen und heißer Wasserdampf zum Vorschein, und während meine Augen, die immer noch eher Schlitze waren, noch ungläubig auf die rauchende Maschine starten, hatte mein Gehirn schon längst begriffen: die Milch ist leer!

             

 

Der erste vollständige und nicht genuschelte Satz des Tages, ganze drei Wörter, kamen mir nun über die Lippen: "ICH KOTZ GLEICH!" Ich sah in grinsende Gesichter und bekam zur Antwort: "das machst du immer!"

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